Im letzten August war ich mit Flo für drei Tage in Berlin. Obwohl ich schon in allen möglichen internationalen Großstädten war–von Sydney über Vancouver, New York, Dubai bis Bang-kok–hatte ich es noch nicht geschafft, ein paar Tage in der Hauptstadt zu verbringen. Und mir war bis dahin natürlich auch noch gar nicht so richtig bewusst, was ich verpasst hatte!
Durch Zufall entdeckten wir bei Fernbus.de die Möglichkeit für 42 Euro pro Person nach Ber-lin und wieder zurück nach Mainz zu fahren. Bei dem Angebot gefiel uns vor allem, dass es sich bei beiden Fahrten um Nachtfahrten handelte und wir so mit nur zwei Übernachtungen drei komplette Tage in Berlin verbringen konnten. Wahrscheinlich rennen die meisten bei dem Gedanken, zwei volle Nächte in sitzender Haltung in einem bis auf den letzten Platz aus-gebuchten Reisebus zu verbringen, nur um tagsüber kilometerweite Märsche durch Berlin absolvieren zu können, jetzt schon schreiend weg. Für Flo und mich bedeutet Urlaub aller-dings nicht gleich Entspannung wie es wohl für die meisten der Fall ist. Wir nehmen es uns meistens eher als Ziel so viel wie möglich zu sehen und fallen abends erst erschöpft—aber glücklich—ins Bett wenn wir alles aus dem Reiseführer „abgearbeitet“ haben, was wir uns für den jeweiligen Tag vorgenommen haben.
Sonntagsabends um kurz vor elf hievten wir also unseren reiseerprobten Backpack im strö-menden Regen in den Stauraum des Fernbusses der uns nach Berlin bringen sollte. Die meis-ten unserer Mitreisenden schnarchten spätestens eine Stunde später mehr oder weniger (!) leise vor sich hin. Ich verbrachte allerdings leider trotz Schlafbrille und extra großem Kissen (ja, ich gebe es zu, ich hatte wirklich Hoffnung erholt und ausgeschlafen in Berlin anzukommen) eine schlaflose Nacht und auch das monotone Geräusch des Scheibenwischers, der gegen die Regenfluten ankämpfte, konnte mich nicht in den Schlaf wiegen. Der fehlende Schlaf dämpfte meine Vorfreude auf drei Tage interessante Powermärsche und leckeres veganes Essen allerdings kaum. Und auch das Wetter wurde zum Glück pünktlich mit unserer Ankunft in Berlin schlagartig besser.
Nach einem improvisierten ersten Frühstück (Cracker, Müsliriegel, Nüsse und Brotaufstriche sind natürlich immer mit im Gepäck und vegane Brötchen findet man zum Glück meistens auch ohne größere Anstrengungen) führte uns unser erster Stopp zum komplett veganen Bistro „Goodies“ im Szenenviertel Friedrichshain. Das Bistro bietet Unmengen an veganen Backwaren, Wraps, Kuchen, Sandwiches, Suppen und Salaten an, sodass ich erst mal eine halbe Ewigkeit vor der riesigen Glasvitrine stand und mich dann natürlich trotzdem nicht ent-scheiden konnte (ja ich weiß, ich erfülle wirklich gar keine der typischen Frauenvorurteile ;) ). Auf Flos Drängen hin, dass uns die Bedienung nun schon zum zweiten Mal frage, was wir denn gerne hätten, entschied ich mich schließlich für eine Focaccia belegt mit Basilikumtofu, Tomaten und Rucola. Flo nahm einen warmen Ceasar Wrap der so lecker schmeckte, dass ich ihn nach einem ersten Testbissen neidisch beäugte. Meine Focaccia war zwar auch gut, aber auch nichts so Besonderes. Außerdem teilten wir uns noch einen rustikalen Bauernsalat, eine Art Kartoffelsalat mit Räuchertofu und veganer Majonäse, den wir auch mir nichts dir nichts verputzt hatten. Obwohl wir danach beide schon ziemlich satt waren, rundeten wir unser Mahl noch mit einem Stück Maracuja Torte und einem Bananenbrot ab (beides auch sehr lecker!). Praktischerweise ist das Bistro direkt an den Supermarkt „Veganz“ angeschlossen und nach dem Essen kann man mit vollem Bauch direkt „rüber rollen“ und das reichhaltige (wenn auch teure) ausschließlich vegane Sortiment bewundern. Hier findet man wirklich alles! So zum Beispiel auch die aus den USA bekannten Tofurky Produkte, die ich in Deutschland außer auf der Veggie World noch nirgends entdeckt habe.
Mit seinen vielen ausschließlich veganen Restaurants kommt Berlin schon ziemlich nahe an das Bild eines „vegan heavens“, das ich in meinem Kopf habe, heran. Aber auch in jungen „omnivoren“ Restaurants und Cafés sind vegane und vegetarische Gerichte oft wie selbstver-ständlich in die Speisekarte integriert. Im „Fräulein Burger“ in Berlin Mitte findet man zum Beispiel neben mehreren Biofleisch-Burgern auch einen Veggie- sowie einen Vegan-Burger. Die Zutaten sind laut der „Fräulein-Burger“ Homepage alle bio und hausgemacht und das schmeckt man auch wirklich. Für 6,80 bekommt man ein veganes Menü bestehend aus einem einem Patty aus Bohnen, Grünkern, karamellisierten Äpfeln, Zwiebeln und Haselnüssen, Soyanaise und Belgischen Pommes und einem Biogetränk. Man kann stattdessen auch einen Salat oder Gemüsestäbchen mit Dip als Beilage nehmen, aber ich konnte der ungesunden Variante „leider“ nicht widerstehen. Die Portionen waren ausreichend groß und der Preis meiner Meinung nach im Vergleich zu herkömmlichen Burgerketten auch durchaus gerechtfertigt.
Schräg gegenüber von unserem Hotel auf dem Kurfürstendamm entdeckten wir außerdem einen kleinen Hot Dog Imbiss, bei dem alle Varianten auch in vegetarisch/veganer Variante erhältlich waren („Hot Dog“, Joachimstalerstraße 14). Flo, der bereits in Toronto der veganen Hot Dog Variante verfallen ist, kam natürlich nicht darum herum nun auch die Berliner Ver-sion des amerikanischen Klassikers zu testen. Wäre dies nicht eigentlich bereits sein zweites Abendessen gewesen, wäre es sicher nicht nur bei einem Hot Dog geblieben ;)
Unser absolutes Highlight kommt allerdings erst noch: das Kopps in Berlin Mitte.
Tagsüber bietet das Kopps Frühstück und Mittagessen zu eher beschaulichen Preisen an, abends ist es hingegen ein wenig exklusiver (und dementsprechend teurer) aber trotzdem su-per gemütlich. Flo hatte das Essen zum Geburtstag geschenkt bekommen und wir wollten uns deshalb mal so richtig verwöhnen lassen- natürlich alles vegan. Das Restaurant gehört Björn Moschinski und hat deshalb natürlich auch einige Gerichte auf der Karte, die man auch in seinen Kochbüchern findet (auch wenn ich gelesen habe, dass er mittlerweile nur noch in sei-nem neuen Restaurant, dem Mio Matto, kocht). Als Vorspeise entschied ich mich für den „Eiersalat“, von dem ich schon so viel Gutes gehört hatte. Und wirklich, er schmeckte genauso wie ich Eiersalat in Erinnerung hatte, nämlich richtig lecker :-) Flo bestellte ein veganes Tatar mit Wildkräutersalat und Auberginenaufstrich, was ebenfalls sehr lecker war.
Als Hauptspeise gab es anschließend ein Pfifferlingsrisotto mit Tomaten für Flo und Früh-lingstagliatelle mit Trüffel für mich. Beides war auch sehr überzeugend und die Portionen ausreichend groß.
Mit dem Servieren unseres Nachtisches war mein persönlicher „Vegan Heaven“ dann endgül-tig erreicht. Wir haben uns für eine Dessertvariation für Zwei entschieden auf der alles zu finden war, was das vegane Herz begehrt. Sorbet, dunkles und weißes Schokomousse garniert mit Unmengen an frischen Früchten, Kuchen, Maracujamousse und einem himmlisch guten Schoko Lava Cake!
Noch heute schwärmen wir von dem guten Nachtisch im Kopps und bei unserer nächsten Rei-se nach Berlin steht das Kopps definitiv ganz oben auf unserer „To-do-list“!
Geschlafen haben wir übrigens im art’otel kudamm by park plaza, einem drei Sterne Hotel in der Nähe des Kurfürstendamms, das wir für circa 90 Euro für zwei Nächte auf Boo-king.com gebucht haben. Die Zimmer waren zwar relativ klein, aber aufgrund der Lage und dem Preis auf jeden Fall zu empfehlen. Wir haben allerdings ein Special gebucht, also weiß ich nicht, ob das Hotel immer so günstig ist.
Hier noch einige weitere Eindrücke von unserer Reise nach Berlin: