Den Reisebericht über die Westküste der USA habe ich zur Abwechslung mal nicht selbst geschrieben, sondern eine Freundin von mir. Carla war im April drei Wochen in Kalifornien, Arizona und Utah unterwegs und hat nicht nur wahnsinnig viel erlebt, sondern auch richtig lecker vegan geschlemmt. Schon mal als kleine Vorwarnung: beim Lesen des Berichts bekommt man wirklich Hunger und die vielen Bilder machen das ganze noch viiiel schlimmer! Seid also vorgewarnt. ;-) Vielen lieben Dank nochmal für den wahnsinnig tollen Reisebericht, Carla! :-) Am liebsten würde ich sofort in den nächsten Flieger Richtung Kalifornien einsteigen!
PS: Carla findet man übrigens auch bei Instagram unter dem Namen "ananastoertchen_vegan".
Im Mai haben meine Eltern und ich einen lange gehegten Traum endlich erfüllt: nach dem Abschluss meines Studiums ging es zur Belohnung an die Westküste der USA.
Die Tour führte uns im Mietwagen von Los Angeles den Highway No. 1 hinunter über Monterey und Santa Barbara schließlich nach Las Vegas, in die Nationalparks Bryce Canyon und Grand Canyon und schließlich über Palm Springs nach Los Angeles, von wo aus es wieder zurück nach Deutschland ging. Insgesamt waren wir knappe drei Wochen unterwegs und haben unvergessliche Erfahrungen gesammelt.
Anfangs waren meine Eltern ein wenig besorgt, dass es schwierig sein würde, in jeder Stadt und an jeder Station unserer Reise etwas passendes zu Essen für mich zu finden. Sie essen kaum mehr Fleisch und benutzen zuhause fast ausschließlich Milchalternativen, nehmen es jedoch unterwegs nicht so genau wie ich. So wie Sina habe auch ich über die Seite „Happy Cow“ in jeder Stadt vegane Restaurants gesucht, um gut vorbereitet zu sein. An der Westküste der USA gibt es nahezu in jeder Stadt vegane Angebote. In den meisten Supermärkten gibt es vegane Produkte zu finden, vor allem die Bio-Supermarktketten Whole Foods und Trader Joe's sind ein kleines Paradies für Veganer. Es ist kaum möglich, von jedem Essen auf unserer Reise zu berichten, da sich so einiges angesammelt hat, jedoch werde ich die besten Adressen auf jeden Fall erwähnen.
Spätestens nachdem das erste Restaurant in San Francisco ein absoluter Volltreffer war, hatte ich meine Eltern schon für mich gewonnen :) Im Herbivore gab es neben einem kleinen Salat mit frittierter Rote Bete für mich Linsenbraten mit Kartoffelpüree , Grünkohl und Pilzsauce.
Außerdem Lasagne für meine Mama und Penne mit Zitronenrahmsauce und Spinat für meinen Papa. Dazu die erfrischendste Zitronenlimonade, die ich je genießen durfte. Genau das Richtige an diesem sonnigen Tag und nach einem langen Marsch durch die hügelige Stadt. Ich war vom Angebot so begeistert, dass ich mich nur schwer für Haupt- und Nachspeise entscheiden konnte. Die Wahl fiel dann jedoch auf einen sündigen Schokokuchen (die Größe des Stücks war unfassbar und machte uns alle drei satt) mit einer Kugel Kokos-Vanille-Eis.
Am nächsten Tag waren wir im komplett veganen Restaurant Golden Era in San Francisco, wo es asiatische Köstlichkeiten aller Art gibt.
Sowohl Reis- als auch Nudelgerichte, Currys, Suppen und auch Nachspeisen sind auf der Karte vertreten. Die Hauptgerichte sind alle mit sehr viel frischen Gemüse gekocht, es gibt auch viele Gerichte mit Fleischersatz, der sehr gut zubereitet und schmackhaft war. Als Mittagsangebot kann man sich auch zwei der Gerichte aussuchen, die dann jeweils als halbe Portion auf einem Teller serviert werden. Meine Wahl viel auf das scharfe Tofu-Süßkartoffel Curry und eine Auberginenpfanne. Mein Papa hatte „Hähnchen“ süß-sauer und meine Mama Gemüsepfanne mit „Rinderstreifen“.
Unser Weg führte uns dann dann weiter nach Monterey, wo wir direkt nach unserer Ankunft in das komplett vegane mexikanische Restaurant El Cantaro gingen.
Monterey ist eine recht kleine Stadt an der Küste, weswegen ich umso überraschter war, dort ein komplett veganes Restaurant zu finden. Meine Mama und ich aßen rote und grüne El Cantaro Burritos, die mit Spinat oder Tomaten gefärbt und dort frisch zubereitet wurden. Meiner war gefüllt mit „Hühnchen“, der von meiner Mama mit „Rindfleisch“. Mein Papa hatte eine Platte mit drei Enchiladas, Reis und Bohnen.
In Pacific Grove, einer Stadt direkt neben Monterey ging es am nächsten Tag vor der Weiterreise zu Julia's Vegetarian Kitchen.
Das kleine Restaurant ist mit viel Liebe zum Detail eingerichtet und versprüht so einen ganz eigenen Charme. Die Besitzerin (Julia ;) ) serviert selbst, ihr Mann steht in der Küche. Alle Zutaten sind bio und es gibt auch einige vegetarische Optionen, wie z.B. die Pizza mit Käse. Das meiste jedoch ist vegan bzw. alles gegen Aufpreis veganisierbar (bspw. mit veganem Käse).
Meine Mama und ich entschieden uns für den Garden Burger, dessen Patty sowas von fleischig geschmeckt hat. Das Gemüse war ganz frisch und sogar die Brötchen selbst gemacht.
Mein Papa probierte Julia's vegetarische Pizza mit geröstetem Gemüse und Gewürzen, die außergewöhnlich und lecker war. Sie war u.a. auch mit lila Blumenkohl und Kürbis belegt.
Zum Nachtisch gab es dann noch den Ingwer-Gewürzkuchen mit Früchten, Karamellsauce und Eis.
Auf unserem Weg nach Santa Barbara ging es dann ins The Natural Cafe.
Dort gibt es eine spezielle Karte mit vegetarischem Angebot, das Personal weiß genau, welche Gerichte vegan sind und es gibt bei allen „normalen“ Gerichten auch vegane Alternativen z.B. Käse aus Soja auf der Pizza oder auch Sojamilch und -eis für Milchshakes (ich habe mir einen Schokoladenshake gegönnt, der aus einem halber Liter Eis und Schokoladesauce bestand. So wie man sich das in Amerika vorstellt eben :D
Ansonsten gab es für mich gegerilltes, mariniertes Gemüse mit Tofu und braunem Reis.
In Santa Barbara fand ich eine Bäckerei, in der wir an beiden Tagen frühstücken waren. Our daily bread hat ein kleines aber feines Angebot an veganen und glutenfreien Köstlichkeiten. Vor allem allerlei Muffins werden dort angeboten. Als ich mich zwischen zwei Sorten nicht entscheiden konnte, wurden diese beide einfach aufgeschnitten und mir zum Probieren angeboten. Und was soll ich sagen!? Ich habe sie letzten Endes einfach beide genommen. Einmal den absolut fantastischen Carrot Muffin, der mit Rosinen und Walnüssen verfeinert war. Und einmal – wie könnte es anders sein – den gigantischen Schokomuffin. ;) Sehr sehr lecker, nicht zu teuer und absolut freundlich und sauber dort.
Nach Santa Barbara verließen wir dann unsere Route an der Küste entlang und es ging ein wenig ins Inland in Richtung Las Vegas. Vor allem in der Wüste waren die veganen Optionen dann doch etwas spärlicher gesäht und so waren wir während dieser Tage öfter bei „Taco Bell“ zu Besuch, wo sich einige der Burritos und Tacos auf der Karte problemlos in vegane Köstlichkeiten verwandeln lassen. Diese Idee habe ich von Peta, wo genau beschrieben ist, welche Zutaten man ab- und zubestellen sollte um seine Mahlzeit zu veganisieren. Sehr günstig und sättigend, durch die Füllungen aus Bohnenmus und allerlei Gemüse war dies also kein allzu schlechtes Fast Food.
Auf dem Weg zum Zion Nationalpark konnte ich zum Glück bei Happy Cow Benja's Thai Garden in St. George entdecken. In der Speisekarte ist explizit markiert, welche Gerichte vegan sind bzw. veganisiert werden können. Es gab zur Vorspeise Edamame, das sind gesalzene Sojabohnen. Als Hauptgericht dann das Green Curry mit brauen Reis.
Ansonsten gab es in den Nationalparks kaum nennenswertes veganes Essen, ich habe meist Kleinigkeiten gegessen. Zum Frühstück gab es fast jeden Morgen übrigens Müsli mit viel Obst, Haferflocken und Mandelmilch, die es in fast allen Supermärkten in den USA gibt. Lediglich in der Nähe des Monument Valleys habe ich bei Gouldings Lodge, wo es hauptsächlich Fleisch gibt den „Southwest Stir Fry“ gegessen, eine große Platte Gemüse und Reis.
Nach dieser „Dürreperiode“ was das Essen angeht, entdeckten wir dann in Palm Spring einen meiner Favoriten der ganzen Reise: das Native Foods Café, eine (bisher noch) kleine Kette eines komplett veganen Restaurants. Die Gastfreundlichkeit des Geschäftsführers der uns bediente und die Gerichte an sich überzeugten mich so sehr, dass wir am zweiten Tag direkt nochmals dort aßen. Am ersten Tag bestellten wir drei Mal Earth Bowls. Thai Meat Ball: Seitan Fleischbällchen mit Gemüse, Quinoa mit Zitronengras-Brokkoli und Mango-Limonen-Chili-Sauce, Greek Gyro: Seitan mit Quinoa, Gemüse und Zitronen-Knoblauch-Sauce, Bankok Curry Bowl: Tofu Steak mit Gemüse, Grünkohl, braunem Reis und Kokossauce. Außerdem gab es Süßkartoffel Pommes zum Reinlegen! Die Krönung war dann der Oatmeal Creme Pie zum Nachtisch. Vanillecreme zwischen zwei Haferflocken Keksen, den wir zu dritt essen mussten, da er dermaßen mächtig war.
Der zweite Tag stand dann unter dem Motte „Burger für alle“. Den Oklahoma Bacon Cheeseburger mit Seitanscheiben, Cheddar, karamellisierten Zwiebeln und Bacon für meine Eltern und den Chicken Run Ranch Burger für mich. Der Chicken Burger hat mich absolut umgehauen, so ein echtes „Hühnchen“ habe ich noch nie in meiner veganen Zeit gegessen! Wieder zu dritt geteilt werden musste der Schokoladen Cupcake mit einer Ganache, die größer war als der Cupcake selbst und geschmeckt hat wie eine Praline. Ich habe eine halbe Stunde gebraucht, um mich für den Cupcake zu entscheiden, da die ganze Auswahl an Nachspeisen einfach umhauend ist. Auch besonders empfohlen wurde mir das Erdnussbutterparfait. Ein Kunde kommt anscheinend jeden Tag des Jahres ins Café um sich zwei Portionen davon zu kaufen. Ich denke, alleine deswegen lohnt es sich anscheinend, erneut die Westküste zu bereisen ;)
Auch auf unserer letzten Station in Los Angeles gab es nochmals einige Highlights. Nach unserer Ankunft in Hollywood folgten wir der Empfehlung des Geschäftsführers vom Native Foods Café und gingen ins Cafe Gratitude. Dieses hat vier Standorte und serviert ausschließlich veganes und biologisches Essen.
Meine Wahl fiel auf ein Sandwich-Brötchen mit hausgemachter Tempeh Chorizo, Tomaten, Avocado, Kürbiskern-Pesto, Cashew-Creme. Die beiden Essen meiner Eltern sehen zwar nicht spektakulär aus, haben aber so geschmeckt: Gegrillte Polenta mit einer Pilzrahmsauce und Mandel-Parmesan und Quinoa mit Linsen-Dahl, Süßkartoffeln und Spinat-Curry. Zum Nachtisch habe ich mal wieder meiner Schokoladenleidenschaft gefröhnt und es gab einen glutenfreien Brownie mit Vanille-Kokos-Cashewmilcheis und Sahne.
Am letzten Tag gab es dann zum krönenden Abschluss der USA-Reise eine riesige Pizza von Cruzer Pizza. Die Pizzeria hat keine Sitzplätze im Innenraum und sich eher auf Lieferservice spezialisiert. Das Geschäft ist so klein und unscheinbar, dass man es erst einmal finden muss. Die Suche lohnt sich jedoch allemal. Alle Pizzen werden mit Käse der Marke Daiya belegt, der meiner Meinung nach seinesgleichen sucht. In Deutschland habe ich jedenfalls bisher noch keine Käsealternative gefunden, die mich so überzeugt hat. Die ganz klassische Pizza Margharita ist so frisch und heiß aus dem Ofen gekommen, der Teig knusprig und belegt mit selbstgemachter Tomatensauce, Tomaten, Käse und frischem Basilikum. Auch die unglaublich guten Breadsticks mit Käse im Inneren und frischer Tomatensauce zum Dippen sind sehr empfehlenswert.
Die Reise war wie man sieht auch auf das Essen bezogen ein voller Erfolg. Wir waren auch äußerst begeistert vom außerordentlich guten Service, der Freundlichkeit der Menschen, der Sauberkeit der Restaurants und Toiletten und auch von der Tatsache, dass man in amerikanischen Restaurants wirklich immer kostenlos so viel Wasser zu Trinken bekommt, wie man möchte. Dafür fällt das Trinkgeld höher aus, als wir es in Deutschland gewohnt sind. Für exzellentes Essen und Service bezahlt man dies jedoch gerne.
Ich kann die USA wirklich nur jedem empfehlen, vergesst Vorurteile und macht euch selbst ein Bild. Ihr werdet bestimmt nicht enttäuscht. Und eine Menge veganes Essen gibt es auch noch obendrauf! :)
PS: Auf dem Rückflug bekam ich dann im Gegensatz zum Hinflug auch mein bestelltes veganes Menü bestehend aus Gemüsepfanne mit Auberginen und Reis und einigem Obst. Also mein Zusatztipp: Nehmt euch zur Sicherheit für den Flug immer einen kleinen Snack mit, man kann anscheinend noch nicht darauf vertrauen, dass das mit dem veganen Menü immer klappt. Alle selbst zubereiteten Speisen wie Sandwiches oder mitgebrachtes Obst dürfen ohne Probleme durch die Sicherheitskontrolle. Die Portionen bei Lufthansa sind für einen so langen Flug eh viel zu klein :D